OMIRA ** Rentner News 
Norbert Wilibald

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Presseberichte zur OMIRA

Schwäbische Zeitung

 


Die OMIRA-Milchscheune - Neue Attraktion im Spieleland Liebenau

Freizeitpark in Liebenau hat Saisoneröffnung am 9. April im Visier - Freude über „Rückhalt der treuen Gäste“
Von Roland Weiß



Neuer Anlaufpunkt in der „grünen Oase“: Die Omira-Milchscheune, mit der regionale Produkte und ein regionaler Partner zum Zug kommen. (Foto: rvsp)


Liebenau
2020 war es die Kakerlaken-Riesenschaukel, 2021 die Gravitrax-Bahn und 2022? Jedes Jahr eine neue Attraktion, das gehört in Freizeitparks dazu, so auch im Ravensburger Spieleland.
Vor der am 9. April beginnenden Saison war bekannt, dass auf dem Areal in Liebenau mit den Brio-Waggons 80 Schlafplätze geschaffen werden. Zudem hat Ravensburger mitgeteilt, was sich bei den Spielangeboten ändert. Die SZ nutzt dies, um nach den Bedingungen zu fragen, unter denen der Park im dritten Corona-Jahr öffnen kann.

„Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir dieses Jahr wie geplant am 9. April in die neue Saison starten dürfen. Unter welchen Bedingungen können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten, da bis zum Saisonstart weitere Änderungen der Corona-Verordnung Baden-Württemberg geplant sind“, teilt Pressesprecherin Yvonne Wirth mit. Sie weiß um das Datum 20. März, wenn weitere Diskussionen um bundesweite Lockerungen zu erwarten sind.

Angesichts der Einschränkungen in den Vorjahren - resultierend in Parköffnungen 2020 am 29. Mai und 2021 am 22. Juni - sagt die Presseverantwortliche („Head of Marketing & PR“): „Wir sind sehr glücklich, wenn wir dieses Jahr zu Ostern starten dürfen. 



Wir haben viele Neuheiten für unsere Besucher entwickelt und freuen uns darauf, dass wir diese dann alle vorstellen können und den Gästen damit ein Lächeln ins Gesicht zaubern können.“

Eine Vorfreude, die offenbar auch auf der Gegenseite besteht. Denn befragt, ob es eine Zurückhaltung bei den Saisonkartenkäufen gebe, sagt Yvonne Wirth: „Nein. Und das macht uns umso glücklicher, da wir den Rückhalt unserer treuen Gäste spüren. 

Dadurch starten wir noch hoffnungsvoller in die neue Saison.“ In der dürfen Neuheiten nicht fehlen, über die es im Pressetext heißt: „Auf 200 Quadratmetern lernen Kinder auf spielerische Weise viele wissenswerte Details rund um die Milch.“ Gemeint ist die Omira-Milchscheune im Themenbereich „Grüne Oase“. Hier lässt sich selbst Hand anlegen beim Kühe melken - als Spiel, bei dem es darum geht, in kurzer Zeit die meiste Milch zu melken. Hin zum XXL-Milchlaster ist der Weg auf Kletternetzen zu erklimmen, ehe im Führerhaus Platz genommen werden kann.

Auf Wissbegierige warten demnach spannende Fakten, und in einer großen Milchkanne können mit memory und Schiebepuzzle zwei Ravensburger Spieleklassiker in XXL gespielt werden.
Im Hofladen können die kleinen Besucher selbst zum Verkäufer werden. Und wer den Überblick über die Omira-Milchscheune haben will, klettert an der Boulderwand nach oben, so die Einladung.

„Wir freuen uns sehr, mit Omira einen weiteren regionalen Kooperationspartner im Ravensburger Spieleland begrüßen zu dürfen“, freut sich dessen Geschäftsführerin Siglinde Nowack.

Was Morten Felthaus, Geschäftsführer der Lactalis Gruppe Deutschland, erwidert: „Die Partnerschaft mit dem Ravensburger Spieleland hat uns von Anfang überzeugt. Mit unserer 100-jährigen Tradition, auf die auch Ravensburger zurückblicken kann, stehen wir zu unserer Stadt und der Region. Wir freuen uns, unsere Leidenschaft für die Bodensee-Region mit den Menschen hier und insbesondere unseren Landwirten zu teilen.“

Neu im Park sind auch die Ravensburger Erlebnispavillons, in denen der Lesebär Sami sowie Ravensburger Spieleklassiker auf die Gäste warten.
In seiner Vorlesewelt lese Eisbär Sami die Geschichte vor und rege mit Musik, Geräuschen und viel Atmosphäre die Fantasie der Kinder an. Die können selbstständig in die Welt der Bilderbücher eintauchen und die Geschichten in ihrem eigenen Tempo erleben.

In der Spiele-Foto-Box laden Ravensburger Klassiker wie Lotti Karotti und Kakerlakak dazu ein, einen individuellen Schnappschuss zu machen. Verschiedene Fotokulissen würden die Spiele aus dem Kinderzimmer zum Leben erwecken, heißt es.


Wirtschaft   -   Seite 8   -   Montag, 23. November 2020   -   Von Benjamin Wagener

Landwirte in Wut

Bauernverbände protestieren gegen niedrige Milch- und Fleischpreise - Ausweichende Antworten der Unternehmen


Ein-Liter-Tüte H-Milch der „Gut & Günstig“-Eigenmarke des Lebensmittelhändlers Edeka: „Wir liegen am Boden und müssen uns wehren, damit wir nicht zertrampelt werden“, sagt Milchbauer und MEG-Milch-Board-Vorstand Herman Fischer aus Leutkirch. (Foto: dpa)

 

 Ravensburg

Vier große Schlepper blockieren die Haupteinfahrt direkt neben der Verwaltungszentrale der Ravensburger Traditionsmolkerei Omira im Süden der oberschwäbischen Stadt. Davor ein Grüppchen Milchbauern aus dem Kreis Ravensburg, der andauernde Regen durchweicht die Wollmützen einiger Landwirte. Wassertropfen laufen ihnen übers Gesicht. Hätten sich die Männer ein Wetter aussuchen dürfen, das zu ihrem Protest passt, es wäre wohl genau das gewesen. „Uns steht das Wasser bis zum Hals“, sagt ein Bauer aus Leutkirch resigniert.

Die Aktion vor dem Unternehmen, das seit drei Jahren zu dem französischen Molkereikonzern Lactalis gehört, ist Teil der bundesweiten Demonstrationskampagne „Schluss mit lustig“, zu der sich erstmals sechs bäuerliche Interessenverbände zusammengeschlossen haben: der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, die Milchgruppe von „Land schafft Verbindung“, die Freien Bauern, das European Milk Board und das MEG Milch Board. Im Kern geht es den Bauern und ihren Verbänden darum, dass „die Situation der tierhaltenden Betriebe angesichts niedrigster Erlöse und davongaloppierender Kosten längst wieder existenzbedrohende Ausmaße erreicht hat“, wie es in einer Zusammenstellung der Forderungen heißt. Dieses Papier haben Landwirte Anfang November bundesweit an 153 Standorten abgegeben, bei Molkereien und Schlachtereien, Käseherstellern und Gemüseverarbeitern. Und die Bauern haben angekündigt wiederzukommen, um sich - wie am vergangenen Donnerstagvormittag in Ravensburg bei der Omira - eine Antwort abzuholen.

Empfangen haben die Unternehmen die Landwirte in der Regel, nur sehr wenige Tore und Türen seien für die Erzeuger von Milch, Fleisch, Gemüse und Zucker geschlossen gewesen, aber, so erläutert BDM-Sprecher Hans Foldenauer im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, Mut habe ein Großteil der Äußerungen nicht gemacht. „Meine Aufgabe war es, die Antworten zu sichten

 

In der Schule würde man sagen, die haben alle abgeschrieben“, sagt Foldenauer über die Reaktionen, die die Bauern unter anderem bei der Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall, bei Schwarzwaldmilch in Freiburg, bei Bergpracht in Tettnang, bei den Milchwerken Schwaben in Ulm, bei Hochland in Schongau, bei Ehrmann in Oberschönegg, bei Edelweiß in Kempten, Allgäu-Milch in Kimratshofen oder bei Zott in Günzburg bekommen haben.  In der Summe hieß es: „Wir strengen uns an, wir versuchen mit innovativen Produkten für Absatz zu sorgen und neue Märkte zu erschließen - aber im Grund haben alle gesagt: Wir machen so weiter.“  Wie fatal die Lage für viele Landwirte gerade ist, erläutert der Funktionär am Beispiel der Milchbauern. In dem Bereich deckten die Erlöse seit mehr als zehn Jahren nicht mehr die Kosten. Im Krisenjahr 2016 hat jeder Bauer nach einer Zusammenstellung des MEG Milch Boards, das sich auf die Daten des Bundeslandwirtschaftsministeriums stützt, für jeden Euro, den er in die Produktion von Milch gesteckt hat, nur 66 Cent erlöst. In den Jahren danach schwankte der Wert zwischen 87 und 71 Cent - im vergangenen Juli stürzte er dann wieder auf 67 Cent ab. Die Folge: Betriebe leben von der Substanz, Familienmitglieder, die mitanpacken, bekommen keinen Lohn, Werkvertragskonstruktionen und der Einsatz von Fremdkapital nimmt zu, Geschäftsfelder wie die Vermietung von Ferienwohnungen oder die Produktion von erneuerbaren Energien sind kein Zusatzeinkommen mehr, sondern sie sicheren den Betrieben die Existenz.

Das Grundproblem, auf das Foldenauer immer wieder hinweist, sei, dass der Markt gesättigt sei, dass also immer genug Milch da ist. „So lange wir nicht über die Menge reden, so lange ändert sich nichts“, erklärt der BDM-Sprecher. Zwar sei es möglich, Erzeugergemeinschaften aufzubauen und so die Milchmenge zu kontrollieren, aber dazu müssten die Molkereien mit ins Boot geholt werden, die daran kein Interesse haben, da ihnen der niedrige Milchpreis nutze. Und freiwillige Beschränkungen der Menge, die sich Landwirte selbst auferlegen, die funktionieren nicht, da gibt sich Foldenauer keinen Illusionen hin. 

„Ohne eine politische Regelung läuft das nicht: Wenn ein paar Bauern weniger produzieren, gibt es immer welche die sagen, okay, dann mache ich mehr“, sagt Foldenauer. Peter Haberkorn leitet bei der Ravensburger Molkerei Omira die Erfassung der Milch. Er war es, der sich den Bauern stellte und das zweiseitige Antwortschreiben, das der für die Milchversorgung zuständige Direktor Johannes Eder unterzeichnet hatte, übergab. Auch Haberkorn verwies auf das Mengenproblem: „Wenn der Milchpreis eine Vier vorne hatte, war das immer ein Anreiz für viele Bauern, die Menge auszudehnen“, sagte der Omira-Manager über die Zeiten, in denen seine Molkerei den Bauern mehr als 40 Cent für den Liter Milch zahlen musste. „Die Vier vorne ist ein Stück weit gefährlich.“ Und Haberkorn verwies darauf, dass die Verarbeiter in Deutschland kaum eine Möglichkeit hätten, sich gegen den Handel durchzusetzen, schließlich ständen rund 100 Molkereien fünf sehr mächtige Supermarktketten gegenüber. „Klar ist, wenn Du die großen verärgerst, brauchst Du immer einen Plan B“, erklärt Haberkorn.

Die Bauern nahmen die Worte des Omira-Managers hin - aber in ihrer Gegenrede blitzte ihr Ärger auf. „Wir liegen am Boden und müssen uns wehren, damit wir nicht zertrampelt werden“, sagte Herman Fischer. Der Milchbauer aus Leutkirch gehört zum Vorstand des MEG Milch Boards. „Wir brauchen ein anderes System, damit wir den Mehrwert, den wir erarbeiten, über den Milchpreis zurückbekommen“, erläuterte der Landwirt. „Wenn die Politik will, dann kann sie die Schranke setzen.“ Das habe man bei den erneuerbaren Energien gesehen. „Wenn die Politik aber will, dass die Lebensmittel billig bleiben, ändert sich nichts.“

Was Fischer von der Antwort der Omira halte, die letzten Endes auf keine der Forderungen eingegangen sei? „Das haben wir beinahe so erwartet, wir sind nicht überrascht“, erklärte Fischer. Optimismus klingt anders. Was es in Ravensburg allerdings für die Bauern noch gab, war ein heißer Kaffee. Er tat gut nach dem kalten Regen, in dem die Landwirte den Ausführungen ihrer Molkerei zugehört hatten.


Lokales   -   Seite 15  -  20. November 2020  -  Von Elke Oberländer

Omira vermeidet Zusagen für höhere Milchpreise

Landwirte hatten 15 Cent mehr pro Liter Milch gefordert



Omira-Mitarbeiter Peter Haberkorn übergibt das Antwortschreiben an Hermann Fischer, den Sprecher der Landwirte. (Foto: Elke Oberländer)


Ravensburg

Vergangene Woche sind bundesweit bei mehr als 150 Molkereien und Schlachthöfen Traktoren vorgefahren: Landwirte aus sechs Verbänden haben ein gemeinsames Forderungspapier übergeben, in dem sie mehr Geld für ihre Produkte verlangen. Das war auch bei der Molkerei Omira in Ravensburg der Fall (die SZ berichtete). Dabei hatten die Landwirte angekündigt, dass sie wiederkommen und eine Antwort abholen wollen. Das haben sie am Donnerstag getan.

Vor der Einfahrt zum Innenhof der Omira parken Traktoren, davor stehen rund 20 Landwirte im Regen. Peter Haberkorn, Leiter der Milcherfassung bei der Omira, liest den Landwirten das Antwortschreiben zu ihrem Forderungspapier vor. „Unserer Molkerei ist die schwierige wirtschaftliche Lage auf den landwirtschaftlichen Betrieben bewusst“, heißt es da. Die Forderung nach einer nationalen Milchpreiserhöhung sei jedoch kein „zielführender Ansatz“.

50 Prozent der deutschen Milcherzeugnisse würden im Ausland verkauft, außerdem sei Deutschland ein großer Importeur von Milcherzeugnissen. Die Märkte seien also eng miteinander verflochten. Und wenn man die Milchmenge beschränken wollte, stelle sich die Frage, wer dann weniger produzieren soll. „Höhere Preise waren in der Vergangenheit noch immer ein Anreiz, mehr Milch zu produzieren“, so Haberkorn.

Was kann man also tun? Die Molkerei schlägt vor, Vermarktung und Kommunikation zu stärken. 

Landwirte und Molkereien sollten gemeinsam die Milchbranche für den Verbraucher sichtbarer machen. Und damit dazu beitragen, dass die Wertschätzung der bäuerlichen Arbeit zunimmt. „Anstatt auf Konfrontation zu gehen, sollte auf Dialog gesetzt werden“, heißt es am Schluss des Schreibens. Unterzeichnet ist es von Johannes Eder aus der Abteilung Milcheinkauf der Omira.

Als Konfrontation wollen die Landwirte ihren Vorstoß nicht verstanden wissen. „Wir wollen nur zeigen, dass wir Forderungen haben, die berechtigt sind“, sagt ihr Sprecher Hermann Fischer aus Leutkirch-Wielazhofen. Die Landwirte beklagen steigende Kosten und niedrige Erlöse. Damit sich ihre Arbeit lohnt, wollen sie besser bezahlt werden. Gefordert hatten sie für den Liter Milch mindestens 15 Cent mehr, pro Kilogramm Rindfleisch mindestens einen Euro mehr, pro Kilogramm Schweinefleisch mindestens 50 Cent mehr und für das Kilogramm Geflügel mindestens 20 Cent mehr.

Auf diese Forderungen haben sich Verbände geeinigt, die sonst nicht immer einer Meinung sind, heißt es in der Pressemitteilung der Milcherzeuger. Die Delegationen, die bundesweit Molkereien und Schlachthöfe besucht haben, kommen von sechs verschiedenen landwirtschaftlichen Vereinigungen: dem Bundesverband deutscher Milchviehalter (BDM), der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der Milchgruppe in der Initiative Land schafft Verbindung (LSV), dem European Milk Board (EMB), den Freien Bauern und der Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Milch Board.


Landwirt Georg Konzett aus Baindt erinnert an die potenziellen Hofnachfolger. „Viele Bauernbuben hängen an der Landwirtschaft“, sagt er. „Obwohl sie in der Industrie viel weiter kommen könnten.“ Die eigentlich landwirtschaftlichen Arbeiten belasten offenbar auch die demonstrierenden Landwirte eher weniger. „Das Problem ist der Bürokratie-Wahnsinn“, schimpft Alexander Böhmer aus Berg-Ettishofen. „Was wir alles aufschreiben müssen - dabei geht es doch um Entscheidungen auf unseren eigenen Höfen!“

Und was ist nun bei der Aktion mit dem Forderungspapier herausgekommen? Zusagen für höhere Preise haben die Landwirte in Ravensburg nicht bekommen. „Wir sind nicht überrascht“, sagt ihr Sprecher Fischer. „Das haben wir so erwartet.“ Nötig sei eine Systemänderung. Da müssten Politik und Bevölkerung mitziehen. „Und wenn die Politik was will, dann kann sie das sehr wohl durchsetzen“, meint Fischer. Das habe sich bei der Einführung der erneuerbaren Energien gezeigt. „Aber wenn die Politik nur will, dass die Nahrungsmittel billig und die Bauern auf der Strecke bleiben, dann ändert sich nichts.“ Dann bleiben die Landwirte im Regen stehen, so wie gestern vor der Omira.



Lokales   -   Seite 14   -   Donnerstag, 12. November 2020   -   elo
Landwirte fordern dringend höhere Milchpreise

 

Traktoren fahren bei der Omira vor

Vertreter von sechs landwirtschaftlichen Vereinigungen haben in Ravensburg ein Positionspapier abgegeben. (Foto: Elke Oberländer)

Ravensburg

Landwirte wollen mehr Geld für ihre Produkte: Bei Molkereien und Schlachthöfen in der ganzen Bundesrepublik sind am Mittwoch Bäuerinnen und Bauern mit Traktoren vorgefahren. Auch der Omira-Molkerei in Ravensburg haben Landwirte ein Forderungspapier überbracht. „Wir leben von der Substanz“, sagt Milchbauer Martin Rude aus Baindt. „Da sollte schnell was passieren.“

„Wir Bauern stehen an der Kante“, sagt auch Hermann Fischer aus Leutkirch-Wielazhofen. Die Milchpreise würden nur noch zwei Drittel der Herstellungskosten decken. Außerdem müssten die Landwirte ständig neue Auflagen in Sachen Umwelt-, Klima- und Tierschutz erfüllen, beklagt Fischer.

Das könnten sie aber nur, wenn zuvor der Milchpreis „auf ein normales Niveau“ komme. Derzeit erhalten die Milchbauern im Schnitt 34 Cent pro Liter. Sie wollen mindestens 15 Cent mehr. „So wie es jetzt aussieht, wird unsere Arbeit nicht entlohnt“, sagt Fischer. „Und die Betriebe können den Fehlbetrag nicht aus ihrer Substanz dazulegen - das wäre Raubbau.“

„Der Lebensmitteleinzelhandel behauptet, dass die Verarbeiter die Preise drücken“, schimpft Gebhard Frick aus Horgenzell-Pfärrenbach. „Das müssen wir unterbinden!“ Deshalb wenden sich die Landwirte jetzt an Molkereien und Schlachthöfe. Frick betont, wie dringend das Anliegen ist: „Bei uns brennt die Hütte!“ 

Wenn man zu lange warte, würden viele Landwirte ihren Beruf aufgeben - oder die Nachkommen würden den Hof nicht erst übernehmen. Dann helfe es auch nichts mehr, wenn die Lage sich irgendwann einmal verbessere: „Wenn die Chance jetzt vertan wird, dann sind die weg!“

Frick fordert eine Imagekampagne für die Landwirtschaft. „Bei uns wird nach so hohen Standards produziert wie nirgends sonst auf der Welt“, sagt Milchbauer Daniel Burkhart aus Bernhofen bei Schmalegg. Das gelte für alle Sparten der Landwirtschaft, ergänzt Obstbauer Gerhard Himpel aus Schmalegg. Beide betonen, dass sie keine weiteren Subventionen wollen. Sondern Preise, die dem gerecht werden, was der Landwirt leistet. Aus ihrer Sicht darf es nicht sein, dass deutsche Produkte mit solchen aus dem Ausland konkurrieren müssen - zum selben Preis. Das findet auch Landwirt Thomas Müller aus Mochenwangen.

Die sechs Landwirte vertreten sechs landwirtschaftliche Vereinigungen: den Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die Milchgruppe in der Initiative Land schafft Verbindung (LSV), das European Milk Board (EMB), die Freien Bauern und die Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Milch Board. Sie haben sich im sogenannten Milchdialog auf ein gemeinsames Forderungspapier geeinigt.

Bei der Omira hat Johannes Eder aus der Abteilung Milcheinkauf das Forderungspapier entgegengenommen. Der Director Milk Supply und Nachhaltigkeitsmanager sieht durchaus das Problem: „Nur wenige Betriebe haben die Möglichkeit, mit Milch Geld zu verdienen.“ Angesichts der Forderungen der Landwirte an die Molkerei gibt Eder jedoch zu bedenken: „In der Milchpreisgestaltung spielt der Handel eine zentrale Rolle.“ Und der Milchpreis hänge auch an den Verbrauchern. Viele Konsumenten würden derzeit auf vegane Alternativen umschwenken: „Der Trend geht weg von der Kuhmilch.“ Eder verspricht, das Forderungspapier der Landwirte an die Geschäftsleitung weiterzugeben.

Die Landwirte kündigen an, dass sie kommende Woche am Donnerstag, 19. Januar, wiederkommen. Dann wollen sie eine Stellungnahme der Omira zu ihren Forderungen nach gewinnbringenden Preisen sehen.





Wirtschaft   -   Seite 8   -   Montag, 23. November 2020   -   Von Benjamin Wagener

Omira in der Gewinnzone

Lactalis-Manager hält Molkerei für endgültig gerettet

Ravensburg

Die Molkerei Omira mit Sitz in Ravensburg ist wieder profitabel. Das hat der Deutschland-Chef von Lactalis, Morten Felthaus, im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“ bestätigt. „Wir sind mittlerweile wieder in den schwarzen Zahlen“, sagte der 49-Jährige, der seit der Übernahme des Traditionsunternehmens durch den französischen Weltkonzern die Omira-Geschäfte in Ravensburg und Neuburg verantwortet. Direkt nach dem Kauf 2017 habe die vorher genossenschaftlich organisierte Molkerei allerdings Verluste geschrieben. „Der höhere Milchpreis, den wir bis 2027 mit den Landwirten vereinbart haben, hat das Unternehmen in die roten Zahlen gebracht.“ Umsatz und Gewinn nennt Felthaus nicht, beides sei „zufriedenstellend“.


Der Manager, der Großkonzern, die Molkerei



Der Manager: 

Morten Felthaus stammt aus Dänemark, der 49-Jährige ist seit 16 Jahren in Führungspositionen bei Lactalis beschäftigt. Als Deutschland-Chef übernahm der studierte Betriebswirt mit der Omira-Übernahme durch Lactalis 2017 auch für das oberschwäbische Unternehmen mit den Standorten in Ravensburg und Neuburg die Verantwortung.

Der Großkonzern: Der Lactalis-Konzern ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Molkereiprodukte. Das französische Unternehmen liegt auf Rang 13 der weltweit größten Lebensmittelkonzerne und auf Rang drei in Europa. Im Jahr 2018 erwirtschaftete der Konzern mit Sitz in Laval bei Rennes mit rund 83 000 Mitarbeitern an weltweit 250 Produktionsstätten einen Umsatz von 18,5 Milliarden Euro. Den Gewinn nennt Lactalis nicht. Das Unternehmen ist zu 100 Prozent im Besitz der Familie Besnier.

Die Molkerei: 1929 gegründet, stand die genossenschaftlich organisierte Molkerei 2017 vor der Pleite, als Lactalis sie für 27 Millionen Euro übernahm. Heute arbeiten am Standort Ravensburg 404 und am Standort Neuburg an der Donau 241 Mitarbeiter. Umsatz und Gewinn nennt Morten Felthaus nicht, beides sei „zufriedenstellend“. (ben) 



„Unser Ziel ist es, den guten Milchpreis zu halten“

Lactalis-Deutschland-Chef Morten Felthaus über die Sanierung der Molkerei Omira, den umkämpften deutschen Markt und das Verhältnis zu seinen Bauern


Ravensburg - Vor rund drei Jahren hat der Milchkonzern Lactalis die Molkerei Omira übernommen. Die Genossenschaft im Besitz von mehr als 2000 Bauern aus Oberschwaben, dem Allgäu, vom Bodensee und aus dem Schwarzwald wurde Teil einer weltweit operierenden Unternehmensgruppe mit Sitz im französischen Laval. Seitdem verantwortet Morten Felthaus, der Deutschland-Chef von Lactalis, die Geschäfte an den beiden Omira-Standorten in Ravensburg und Neuburg an der Donau. Benjamin Wagener hat den 49-jährigen Dänen getroffen und sich mit ihm über Milchpreise, Lieferverträge und einen Streit unterhalten, mit dem der französische Konzern die Milchbauern vor drei Jahren sehr erschreckt hat.

Hat sich die Übernahme für Lactalis ausgezahlt?

Wir stehen am Ende von drei Jahren harter und intensiver Arbeit - und wir haben alles darangesetzt, das Unternehmen Omira zu retten. Es war eine Gemeinschaftsleistung - von den engagierten Mitarbeitern vor Ort, den Kollegen in der Deutschland-Zentrale von Lactalis in Kehl und internationalen Fachleuten.

Profitiert Omira davon, dass die Molkerei nun zu einer großen, weltweit tätigen Unternehmensgruppe gehört?

Die Ravensburger Mitarbeiter haben es verstanden, die Vorteile der Zusammenarbeit mit der Gruppe zu nutzen. Es ist eine tolle Arbeit geleistet worden, dafür möchte ich mich bedanken.

Wie steht die Molkerei Omira wirtschaftlich da?

Wir verdienen sehr wenig Geld. Der deutsche Markt ist sehr umkämpft. Wir haben hier 34 Molkereien, die jeweils mehr als 100 Millionen Euro Umsatz machen, und auf der anderen Seite nur drei bis vier Kunden aus dem Handel. Diese Situation erzeugt großen Druck auf die Marge, dementsprechend wird in Deutschland sehr wenig Geld verdient. Aber mittlerweile sind wir in den schwarzen Zahlen.

Vor drei Jahren hat die Molkerei Omira also Verluste geschrieben?

Direkt nach der Übernahme war das Unternehmen nicht in den schwarzen Zahlen. Der höhere Milchpreis, den wir bis 2027 mit den Landwirten vereinbart haben, hat das Unternehmen in die roten Zahlen gebracht.

Warum hat Lactalis die Molkerei Omira übernommen?

Anfangs haben wir zuerst einmal Produkte aus dem Ausland nach Deutschland importiert. Aber es war immer klar, dass wir in diesem Markt auch Produzent werden wollen. Die Übernahme der Molkerei Omira mit den Standorten Ravensburg und Neuburg hat uns das nun ermöglicht.

Welche Produkte produzieren Sie in Ravensburg?

Wir produzieren in Ravensburg in erster Linie Industrieprodukte für die Lebensmittelindustrie - also Milchpulver. Aber auch Butter und Frischeprodukte. Wie das alles weitergeht, hängt mit der Entwicklung der Märkte zusammen.

Was produzieren Sie am Omira-Standort Neuburg?

Da haben wir keine Pulverproduktion, sondern wir stellen nur Frischeprodukte her.

Lange vor der Übernahme durch Lactalis hat die Molkerei Omira ihre sogenannte Gelbe Linie, also die Produktion von Käse, aufgegeben. Gibt es Überlegungen, wieder Käse herzustellen?

Unsere Strategie ist es nach wie vor, Molkereiprodukte in allen Arten zu produzieren. Wann wir was wo genau herstellen, wird sich noch entscheiden. Ich schließe es nicht aus, dass wir auch Käse irgendwann machen.

Wie ist der Standort Ravensburg technisch ausgerüstet?

Bei der Molkerei Omira gibt es einen Rückstand, was die Investitionen angeht. Seit der Übernahme haben wir in den Standort Ravensburg mehr als zehn Millionen Euro gesteckt, und wir werden weiterhin in den Ausbau und die Erweiterung des Standorts investieren. Welche Anlagen wir erneuert haben, kann ich aus Wettbewerbsgründen nicht sagen


Wie haben sich Ihre Geschäfte in den vergangenen Monaten entwickelt - vor allem auch im Hinblick auf die Pandemie?

Auch uns hat die Pandemie sehr zu schaffen gemacht, wir haben starke Umsatzrückgänge in der Gastronomie zwischen 50 und 70 Prozent verkraften müssen, weil dieses Geschäft teilweise monatelang weggefallen ist. Das haben wir allerdings zum Teil kompensiert durch eine positive Entwicklung im Lebensmittelhandel. Insgesamt haben wir im Vergleich mit anderen Industrien weniger stark gelitten.

Wo wird der Milchpreis in den kommenden Monaten liegen?

Sehr schwer zu sagen. Für uns ist das Milchpreis-Ranking entscheidend, weil dieses Ranking den Auszahlungspreis an die Bauern regelt. Wir zahlen einen sehr guten Milchpreis aus - und liegen inzwischen im oberen Drittel der für uns maßgeblichen Tabelle mit den bayerischen Preisen. Unser Ziel ist es, diesen guten Milchpreis zu halten.

Ende des Jahres läuft der Vertrag mit dem US-amerikanischen Lebensmittelkonzern Mondelez, zu dem unter anderem auch die Marke Milka gehört, über die Lieferung von Milch aus dem Alpenvorland aus. Wird der Kontrakt verlängert?

Wir verhandeln zurzeit einen neuen Vertrag über die Lieferung von Milchpulver für Schokolade. Das machen wir in intensiver Zusammenarbeit mit der Omira Oberland-Milchverwertung, die die Omira-Bauern vertritt. Wir entwickeln gerade zusammen ein neues Nachhaltigkeitskonzept für die Landwirte.

Wie sieht dieses Konzept aus?

Das steht noch nicht 100 Prozent fest. Es wird aber ein stärkerer Akzent auf Nachhaltigkeit gelegt. Das ist verbunden mit Mehrarbeit für die Bauern, aber es gibt gleichzeitig auch mehr Geld. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir den Vertrag mit diesem Konzept neu aufstellen können.

Bei der Übernahme hat Lactalis mit den Omira-Bauern einen Milchliefervertrag vereinbart, der bis 2027 läuft und der den Landwirten den bayerischen Durchschnittspreis plus Zuschläge sichert. Wie bewerten Sie diese Vereinbarung?

Das ist ein sehr guter Vertrag, den wir mit der Omira Oberland Milchverwertung haben. Er gibt den Landwirten bis 2027 Sicherheit, er sichert ihnen einen guten Preis - und er bedeutet für uns eine Sicherheit bei der Milchanlieferung am Standort Ravensburg. Seit wir diesen Vertrag geschlossen haben, hat kein einziger Landwirt bei uns gekündigt, um zu einem Wettbewerber zu wechseln.

Werden Sie den Vertrag 2027 verlängern?

Das steht erst in sieben Jahren an. Wir haben Schwierigkeiten zu sagen, was in sechs Monaten der Fall ist, geschweige denn in sieben Jahren. Aber nichts spricht gegen Verhandlungen, die strebe ich auf jeden Fall an.

Wie entwickelt sich die Omira-Marke „Minus L“ für laktosefreie Produkte?

„Minus L“ entwickelt sich sehr positiv, wir gewinnen Marktanteile und sind auf einem guten Weg. Gerade wird parallel ein Relaunch der regionalen Marke Omira vorbereitet, er ist für Anfang 2021 geplant.

Planen Sie am Standort Ravensburg künftig auch Bio-Milch zu verarbeiten?

Bislang verarbeiten wir nur in Neuburg Biomilch. Ob sich daran etwas ändert, hängt von der Nachfrage ab.

Die Debatte um ökologisch produzierte Lebensmittel und den CO2-Abdruck von Produkten hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. Wie blicken Sie auf die Diskussion? Ist eine ökologisch ausgerichtete Bio-Landwirtschaft überhaupt in der Lage, die Menschheit zu ernähren, oder brauchen wir die konventionelle industrielle Landwirtschaft, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten?

Ich bin überzeugt, dass die Konsumenten entscheiden werden, welche Produkte morgen auf welche Weise produziert werden.


Wie groß schätzen Sie den Markt in Deutschland für ökologisch produzierte Lebensmittel - vor allem im Hinblick auf die Scheinheiligkeit vieler Verbraucher, die eine ökologisch ausgerichtete Landwirtschaft fordern, ihr Grillfleisch aber beim Discounter kaufen?

Die Landwirte und Produzenten richten sich nach den Bedürfnissen ihrer Kunden aus - egal ob es um den Preis, die Nachhaltigkeit oder die Qualität geht. Leere Regale sind das Zeichen für Nachfrage, auf die sich die Lebensmittelindustrie einstellt

Der MarktMolkeiimitate wie Milch aus Soja, Hafer oder Reis wächst. Können Sie sich vorstellen, solche Produkte anzubieten?

Unsere Kernprodukte bleiben nach wie vor Molkereiprodukte - und Molkereiprodukte erzeugen wir mit Milch. Das ist und bleibt ganz klar der Fokus des Unternehmens.

Viele kleinere Familienbetriebe halten ihre Tiere nach wie vor in Anbindeställen, in denen die Kühe in der Regel die meiste Zeit an einem Platz im Stall angebunden sind. Planen Sie da Änderungen für Ihre Bauern?

Der Trend geht weg von der Anbindehaltung hin zu Ställen, in denen sich die Tiere frei bewegen können. Aber diese Entwicklung wird sukzessive über mehrere Jahre passieren, wir werden dabei die Nachfrage der Konsumenten und auch die landwirtschaftliche Situation berücksichtigen.

Milchbauern klagen darüber, dass sie das schwächste Glied in der Kette zwischen Handel, Molkereien und Erzeugern seien, dass die Gewinne, die erzielt werden, zwischen Molkereien und den Supermärkten aufgeteilt werden, während die Landwirte nur mit staatlichen Subventionen überleben. Halten Sie den Vorwurf für gerechtfertigt?

Nein. Wir versuchen im Markt eine gute Wertschöpfung zu erzielen - und diese Wertschöpfung erzeugt einen guten Milchpreis, den wir an die Bauern weitergeben. Auf diese Weise sind auch die Landwirte Teil der Wertschöpfungskette.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und den Omira-Bauern in den vergangenen drei Jahren entwickelt?

Ich denke, grundsätzlich und auch in Bezug auf die Corona-Zeit haben wir uns als verlässlicher Partner unserer Bauern erwiesen. Auch bei Corona-Fällen auf den Höfen holen wir unter großen hygienischen Sicherheitsmaßnahmen jeden Tag die Milch ab. Das ist auch ein positives Signal der Partnerschaft und für mich ein Beispiel, wie gut wir zusammenarbeiten.

Kurz nach der Übernahme gab es eine ernste Auseinandersetzung zwischen Lactalis und den Omira-Bauern. Es ging um eine Klage mit einem Streitwert von rund 23,5 Millionen Euro, die Ihr Unternehmen am Ende zurückgenommen hat. Sind diese Streitigkeiten aus Ihrer Sicht ausgeräumt?

Ja, definitiv. Dieses Thema gehört der Vergangenheit an. Wir intensivieren jeden Tag unsere Zusammenarbeit - und schauen nach vorne.

Die Auseinandersetzung wäre fast vor Gericht gelandet. Lactalis hat den Landwirten unter anderem arglistige Täuschung vorgeworfen - einen Vorwurf, den unabhängige Experten als ungerechtfertigt bezeichnet haben. Wie sehen Sie das im Rückblick?

Wie gesagt, das Thema gehört der Vergangenheit an. Wir sollten nun gemeinsam in die Zukunft schauen.



Wirtschaft   -   Seite 8   -   Montag, 10 August 2020   -   Von Benjamin Wagener

Die Milch macht's

Omira-Bauern erwirtschaften Gewinn - Anteile der früheren Molkerei-Genossenschaft zu 100 Prozent gesichert

LACTALIS IN RAVENSBURG: Das Vermögen, mit dem die Milchbauern 2017 beim Omira-Verkauf noch in der Molkerei investiert waren, ist gesichert.


Ravensburg

Frustration und Wut, Resignation. Im Sommer 2017 haben viele Omira-Bauern den Verkauf ihrer Molkerei an Lactalis skeptisch gesehen. Auch wenn die Lage des im Jahr 1929 gegründeten Unternehmens aussichtslos gewesen ist und es neben dem französischen Weltkonzern keinen anderen ernstzunehmenden Interessenten gegeben hat, haben nur wenige Landwirte hoffnungsvoll und zuversichtlich die Auflösung der früheren Genossenschaft verfolgt. Drei Jahre später sieht das anders aus: Die Geschäfte der Omira Oberland-Milchverwertung (OOMV), die die Rohmilch der Bauern sammelt und an Lactalis verkauft, haben sich stabilisiert.

„Das sind die Früchte des Konzeptes, das wir beim Verkauf erarbeitet haben. Es geht auf“, sagt OOMV-Chef Erich Härle. Dem Milchbauer aus dem kleinen Weiler Laubbach bei Ostrach ist die Erleichterung anzumerken. Vor wenigen Tagen hat er bei der Gesellschafterversammlung der OOMV in Horgenzell im Kreis Ravensburg den Landwirten die Zahlen des Jahres 2019 vorgestellt - und freut sich noch immer über die Zustimmung der Bauern. Vergessen scheinen die Anfeindungen, die Härle und seine Mitstreiter erdulden mussten, als sie erstmals ihre Verkaufspläne vorstellten.

Vor allem auf die Tatsache, dass die OOMV das Vermögen, mit dem die Bauern beim Verkauf noch in der Molkerei investiert waren, gesichert hat, ist Erich Härle stolz. Als die Lactalis das finanziell schwer angeschlagene Unternehmen übernahm, steckten noch mehr als 20 Millionen Euro an von den Bauern gehaltenen Gesellschafteranteilen in der Omira. Im vergangenen Jahr hat die OOMV nun fünf Millionen Euro an Bauern ausgezahlt, die noch Anteile hielten, ihre Höfe aber schon lange aufgegeben haben. Dazu kamen elf Millionen Euro, die an Bauern gingen, die weiter Milch liefern. „Das entspricht 57 Prozent der noch aktiven Gesellschafteranteile, die restlichen 43 Prozent, etwa 7,2 Millionen Euro, haben wir komplett in unseren Rücklagen“, erläutert Härle.

Insgesamt ist das vergangene Geschäftsjahr für die rund 1600 Milchbauern aus dem Allgäu, aus Oberschwaben und vom Bodensee, aus dem Schwarzwald und aus Neuburg an der Donau, die hinter der OOMV stehen, gut gelaufen. Die Nachfolgegesellschaft der früheren Molkereigenossenschaft hat 2019 rund 570 Millionen Kilogramm Milch an die von Lactalis übernommene Ravensburger Molkerei Omira geliefert und dafür rund 214 Millionen Euro eingenommen. Nach Abzug des Milchgeldes an die Bauern und weitere Kosten erwirtschaftete die OOMV einen Gewinn von 2,1 Millionen Euro, die in die Rücklagen fließen, die damit auf 7,7 Millionen Euro steigen. „Die Gesellschafter haben beschlossen, in diesem Jahr keine weiteren Gesellschafteranteile auszuzahlen und den Gewinn im Unternehmen zu lassen“, sagt Härle. „Im nächsten Jahr sehen wir, wie sich alles entwickelt.“

Der Milchpreis für die Bauern der OOMV lag 2019 im Durchschnitt bei netto 35,47 Cent pro Kilogramm bei einem Fettgehalt von 4,2 Prozent, dazu kommt eine Nachzahlung von 0,87 Cent pro Kilogramm, die Mitte September an die Bauern fließt. Im Milchpreisvergleich liegen die OOMV-Bauern damit auf Rang 15 nach Rang elf im Jahr 2018. „Die Abstände nach vorne sind sehr gering, wir sind da sehr gut dabei“, sagt Härle. „Das war ein sehr gutes Jahr - sowohl von unserer Bilanz, als auch vom Milchgeld für die Bauern.“

Das stabile Milchgeld beruht auf einem Milchliefervertrag, den die OOMV beim Verkauf der Molkerei mit Lactalis geschlossen hat und den Milchbauern den bayerischen Durchschnittspreis plus Zuschläge für die gelieferte Milch zusichert. Der Vertrag läuft noch bis Ende 2027. „Das heißt, dass wir uns in drei bis 3,5 Jahren orientieren müssen, wie wir uns aufstellen und zu welchen Bedingungen wir den Vertrag weiterführen wollen“, erläutert Härle. Denn rechtzeitig zwei Jahre vor Ablauf müsse der Rahmen für die Bauern klar sein, damit die sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen könnten.

Wesentlich schneller muss die OOMV die Verhandlungen über den Alpenmilchvertrag führen. Die Übereinkunft zwischen Lactalis und dem US-Lebensmittelkonzern Mondeléz mit seiner Schokoladenmarke Milka, für die die Omira-Bauern aus einer speziell eingegrenzten Region im Voralpenland die Milch liefern, läuft Ende des Jahres aus. „Ob und zu welchen Konditionen der Vertrag verlängert wird, ist die große Unbekannte der nächsten Monate“, erklärt Härle.

Für das Jahr 2020 zeichnet sich nach Angaben der OOMV wegen der deutlich geringeren Milchmengen im Markt eine Stabilisierung der Milchpreisentwicklung ab. Härle erwartet - auch unter Berücksichtigung der möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie - ein „stabiles Umsatzniveau und ein leicht positives Jahresergebnis“. Die Zahl der Milchbauern könnte weiter zunehmen, da die OOMV weitere Landwirte sucht, die zum Einzugsgebiet passen.

Die günstigen Konditionen des mit Lactlalis ausgehandelten Milchliefervertrages sind zwar auf eine Obergrenze von 800 Millionen Kilogramm Milch im Jahr begrenzt und zudem muss der französische Konzern den Neuaufnahmen zustimmen, aber im Hinblick auf die 2019 gelieferte Menge von 560 Millionen Kilogramm gibt es noch einiges an Spielraum. Es könnten also weitere Bauern hinzukommen, die im Nachhinein von dem klugen Schachzug der Molkereiverkäufer von vor drei Jahren profitieren.


Wirtschaft   -   Seite 8   -   Mittwoch, 20. Mai 2020   -   Benjamin Wagener, Kara Ballarin und epd

Bauernprotest mit Pulverpyramide

BDM kritisiert Einlagerung von Milchprodukten – SüdwestAgrarminister weist Forderung nach Milchreduzierungsprogramm zurück


Milchviehhalter des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter protestieren am Dienstag vor dem Stuttgarter Landtag gegen die Einlagerung von Milchpulver und Butter in Zeiten der Corona-Krise. 

Stuttgart/Ravensburg

Marktverwerfungen. Was in der ökonomischen Theorie sachlich klingt, macht den Beteiligten der Milchwirtschaft schwer zu schaffen. Die Corona-Pandemie wirbelt das Geschäft vollkommen durcheinander. Molkereien, die ihre Produkte in großen Mengen an Gastronomie, Kantinen oder Kunden in Südeuropa oder Asien lieferten, haben Absatzeinbrüche zu verschmerzen, andere Unternehmen, die vor allem Frischmilch und Joghurtprodukte an Supermärkte liefern, verzeichnen einen leicht gestiegenen Absatz. „Es ist viel Unruhe im Markt“, sagt Erich Härle, Chef der Omira Oberland-Milchverwertung (OOMV). Die OOMV vertritt rund 1600 Milchbauern in Baden-Württemberg und Bayern, sammelt deren Milch und verkauft sie an die zur Lactalis-Gruppe gehörende Traditionsmolkerei Omira Ravensburg.

Viele Kollegen der Omira-Bauern sind nun wegen der Turbulenzen im Milchmarkt auf die Straße gegangen und haben mit einer zwei Meter hohen Pyramide aus mehr als 300 Milchpulversäcken in Stuttgart protestiert. Mit der Aktion vor dem baden-württembergischen Landtag fordert der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) ein Ende der EU-geförderten Einlagerung von Butter, Käse und Milchpulver.

Die durch die Corona-Krise verursachten Überschüsse und damit verbundenen Einkommensprobleme für die Milchviehbauern würden mit der Einlagerung nicht gelöst, argumentiert der BDM. EU-weit müsste stattdessen die Milchproduktion temporär reduziert werden, fordern die Milchviehhalter. Nach Angaben des Verbands hat die EU-Kommission seit dem 1. Mai die sogenannte Private Lagerhaltung eröffnet. Sie bezuschusse mit rund 30 Millionen Euro die Einlagerung von Magermilchpulver, Butter und Käse.

Der BDM erhofft sich von der baden-württembergischen Landesregierung ein Milchreduzierungsprogramm. Die Milchviehhalter hätten das größte Interesse daran, nicht nachgefragte Mengen erst gar nicht zu produzieren, sagt der Südwest-Vorsitzende des BDM, Karl-Eugen Kühnle. „Das ist die intelligentere Lösung, ähnlich wie in der Autoindustrie. Es ist zu viel Milch unterwegs.“

Die Einlagerung, die auf Druck der milchverarbeitenden Industrie zustande gekommen sei, lehnt Kühnle ab. Sie sei eine psychische Belastung für die Milchbauern. „Milchpulver hat ein Verfallsdatum: Da weiß man genau, dass es irgendwann auf den Markt muss.“ Die Einlagerungsaktion belaste nach Angaben des BDM als preissubventionierte Konkurrenzmenge auch dann noch die Milchviehhalter, wenn nach einer Absatzverbesserung schon ein besseres Einkommen möglich wäre.

Die angespannte Lage auf dem Milchmarkt könne nur auf zwei Wegen bewältigt werden: entweder durch sinkendes Angebot oder durch gesteigerte Nachfrage, erklärt Kühnle. „Man kann so lange abwarten, bis so viele Betriebe ausfallen, dass sich das Problem von selbst löst. Oder man kann die Menge reduzieren, dass die Milch wieder sinnvoll in den Markt fließen kann.“

Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) sieht die Probleme der Bauern, lehnt die Forderungen des BDM allerdings ab. „Das, was der Sektor der Milchbauern will, der heute demonstriert, dem werde ich wohl nicht helfen können, der will einen planwirtschaftlichen Ansatz auf europäischer Ebene. 

Planwirtschaft ist rum“, sagte Hauk der „Schwäbischen Zeitung“. „Es gibt keinen Notfallplan auf europäischer Ebene. Das kritisiere ich auch.“ Zudem sei der Milchpreis noch weit entfernt von dem Wert von 20 Cent pro Liter, den er schon einmal zu den ärgsten Krisenzeiten gehabt habe. Dennoch sei für viele Milchbauern der Ertrag gesunken.

Gerade im Käsesektor ist es nach Angaben Hauks zu „starken Einbrüchen gekommen. Es gibt 20- bis 30-prozentige Preisrückgänge bei einigen Molkereien.“ Ebenfalls sehr betroffen seien die Unternehmen, die ihre Produkte weniger regional vermarkteten, sondern exportierten. „Die Sorge der Milchbauern ist verständlich, aber eine schnelle Hilfe ist nicht möglich.“ Finanzielle Unterstützung sei aber im Paket des Landes Baden-Württemberg enthalten, das Unternehmen unterstütze, die besonders vom Export abhängig seien und dabei Einbußen verzeichneten. „Da werden die Landwirte gleich behandelt wie andere Unternehmungen im Südwesten.“

Für die Omira-Bauern, die ihre Milch nach Ravensburg liefern, sieht die Lage noch nicht so schlecht aus. „Uns geht es so weit gut“, sagt OOMV-Chef Härle. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Bauern einen Milchliefervertrag mit Lactalis unterzeichnet haben, der ihnen den im Vergleich guten bayerischen Durchschnittspreis sichert. Doch der dürfte im nächsten Monat auch sinken.


Wirtschaft   -   Seite 8   -   Montag, 30. März 2020   -   Helena Golz

Das Milch-Paradoxon

Warum Molkereien und Bauern in der CoronaKrise gleichzeitig profitieren und verlieren

Ravensburg Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft sind immens – mit großen Unterschieden von Branche zu Branche. Es gibt wenige Unternehmen, die in diesen Tagen profitieren, und viele, die vor allem verlieren. In der Milchwirtschaft jedoch trifft beides gleichzeitig zu. Während auf der einen Seite die Absätze im Lebensmitteleinzelhandel boomen, klemmt es beim Export und der Belieferung von Gastronomie und Gewerbekunden. Der Milchpreis gerät zunehmend unter Druck.

„Die Nachfrage nach Milchprodukten im Einzelhandel ist enorm gestiegen“, sagt Markus Albrecht, Geschäftsführer des Milchwirtschaftlichen Vereins Baden-Württemberg im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Abhängig von Kunde und Tag werde das „Doppelte, bis Vierfache, bis Zehnfache“ des normalen Bedarfs verlangt, weil die Menschen zum einen auf Vorrat kaufen und zum anderen derzeit fast ausschließlich zu Hause bleiben , um dort zu kochen und zu essen. „Die Nachfragesteigerung bei Milchprodukten war heftig, insbesondere bei haltbaren H-Milch-Produkten“, stellt beispielsweise Hannes Feneberg, Chef der Kemptener Lebensmittelkette Feneberg, mit Blick auf die vergangenen Tage fest. Aber auch Käse, Butter oder Joghurt seien gefragt, sagt Markus Albrecht.

Die Molkereien in Baden-Württemberg würden deshalb am Anschlag arbeiten. „Der Absatz ist derzeit enorm hoch, die Molkereien kommen kaum nach“, stellt Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk (CDU) fest. Die Folge: Die Molkereien müssen nach Angaben Albrechts alle Möglichkeiten nutzen, um Arbeitsschichten auszudehnen und am Wochenende zu arbeiten.

Auf der anderen Seite ist das Geschäft mit der Gastronomie massiv eingebrochen. „Durch die Schließung vieler Kantinen und Gaststätten ist dieser Handel fast zum Erliegen gekommen“, sagt Albrecht. Auch auf dem internationalen Markt sieht es düster aus. So bleibe die Nachfrage aus China fast vollkommen aus. Betroffen ist aber nicht nur der Export in Länder jenseits der Grenzen der Europäischen Union (EU), auch der Verkauf in die EU stocke, wie Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) und selbst Besitzer von Milchkühen, erklärt. „Die Grenzen sind ja ganz oder teilweise zu.“ Deswegen stauen sich die Lastwagen an den Grenzen und es dauert viel länger, um durchzukommen.


Hinzu kommt ein Arbeitskräftemangel in den deutschen Molkereien. „Unsere Molkereien brauchen Arbeitskräfte aus aller Herren Länder“, sagt Foldenauer. Durch die geschlossenen Grenzen würden diese Arbeitskräfte zum Teil ausfallen. „Ich habe erst die Tage von einer Molkerei erfahren, in der 60 der 300 Mitarbeiter aus der Tschechischen Republik kommen. Davon sind gerade einmal 20 vor Ort.“ Auch Baden-Württembergs Agrarminister Hauk bestätigt der „Schwäbischen Zeitung“: „Personal ist schwierig zu bekommen, auch, weil in den Molkereien ein hoher Anteil von EU-Ausländern tätig ist.“

Schwierig wird es, wenn zu alledem auch noch die Verpackungen fehlen. „Es ist schon so, dass wir in dem einen oder anderen Fall mit Vorlieferanten zu kämpfen haben“, erzählt Gunther Wanner, Marketingchef der Molkerei Ehrmann aus Oberschönegg im Allgäu. Das Traditionsunternehmen ist vor allem für Joghurtprodukte bekannt. Becher oder Platine (Deckel) werden teilweise nicht zeitgerecht geliefert, weil die Hersteller ebenfalls unter den Einschränkungen durch die Corona-Krise leiden. „Das ist eine Herausforderung“, sagt Wanner.

„Bei Verpackungen gibt’s wirklich ein Problem“, erklärt auch Hans-Jürgen Seufferlein, der Direktor des Verbands der Milcherzeuger Bayern. Denn Gastronomie-Großpackungen sind für den Einzelhandel ungeeignet: Fünf- oder Zehn-Liter-Milchtüten würde wohl kaum ein Verbraucher nach Hause schleppen. Große Betriebe wissen sich zu helfen, aber kleineren Molkereien fehlt der Maschinenpark, um die Produktion in kurzer Zeit komplett auf den Einzelhandel zu konzentrieren.

Klar scheint jedoch, dass Baden-Württemberg von all dem weniger stark betroffen ist als andere Regionen in Deutschland. „Wir verarbeiten 2,1 Milliarden Kilogramm Milch im Jahr in Baden-Württemberg. Von Haus aus geht davon aber schon immer der größere Teil in den Lebensmitteleinzelhandel“, sagt Albrecht. Bundesweit betrachtet sieht das genau anders aus. 37 Prozent der in Deutschland produzierten Milch gehe in Form von Käse, Butter oder Sahne ins Regal, sagt BDM-Sprecher Foldenauer, „die anderen 63 Prozent gehen in den Export oder in Pulverform in die Industrie als Grundstoff für Kekse und Co.“ Im Inland wird also gesamt gesehen mehr produziert als verbraucht.

Da diese 63 Prozent im Moment nur schwer abgesetzt werden können und es vor allem für kleinere Molkereien nicht möglich ist, in kurzer Zeit ihre Betriebe so umzupolen, dass sie nun für den Lebensmitteleinzelhandel produzieren, steigt der Anteil der verfügbaren Milch in Deutschland. „Die Badewanne Milch läuft über, obwohl der Absatz im Lebensmitteleinzelhandel sehr gut ist“, erläutert Foldenauer. „Und da ist es nur eine Frage der Zeit, bis das mit voller Wucht auf den Milcherzeugerpreis und damit auf uns Bauern durchschlägt.“ Darunter hätten dann auch die Milcherzeuger in Baden-Württemberg und Bayern zu leiden.

Der BDM fordert deshalb eine Begrenzung der Milchproduktion, damit die Preise nicht in den Keller rutschen. „Wir brauchen die Möglichkeit, die Milchmengen zeitlich befristet, aber wirkungsvoll für diese Corona-Krise zurückfahren zu können“, sagt Foldenauer.

Auch bei Ehrmann in Oberschönegg sieht man dieses Problem. „Es kann passieren, dass der Milchpreis leicht sinkt und der Druck damit zunimmt“, sagt Marketingchef Wanner. Denn dann würden Handel und Industrie ihrerseits den Molkereien weniger zahlen, was am Ende auf die Milchbauern durchschlägt. Wanner betont allerdings: Momentan habe man noch stabile Verhältnisse. Und auch Markus Albrecht meint: Noch müsse man keine Bedenken haben, dass es einen Absturz beim Milchpreis gibt. Wie sich die Situation langfristig allerdings entwickle, dazu könne man natürlich noch nichts sagen. Das komme darauf an, wie lange die Corona-Krise die Wirtschaft im Griff hat.






Erinnerungen 

Leben und Arbeiten, wo Honig und Milch fließen

Erinnerungswerkstatt


Liebe Rentnerinnen und Rentner

Wir Rentner und Rentnerinnen haben ein langes und arbeitsreiches Berufsleben hinter uns.  Wir alle haben Spuren hinterlassen, Wir haben an wichtigen Schalthebeln und an den unterschiedlichsten Arbeitsplätzen unsere Omira - mehr als vielfach gewürdigt - geprägt und damit zu einem großen und soliden Unternehmen wesentlich beigetragen.

Viele von uns könnten vieles erzählen. 

Doch wir werden älter, und manche Erinnerungen werden leider mit ins Grab mitgenommen.

Man könnte heute allerdings schon fragen, was und wen interessiert das schon, wenn wir die Entwicklung unseres Unternehmens verfolgen.

Gerade deshalb ist die Erinnerung an diese unsere Zeit umso wichtiger und von besonderem Interesse.

Wie bereits bei unserer Weihnachtsfeier vorgetragen, darf ich euch ganz besonders ermuntern, in euren Erinnerungen zu stöbern. Es muss nicht ein langer und ausgefeilter Bericht sein. In den letzten beiden Jahren wurden bei unseren Zusammenkünften immer wieder wahre Goldstücke an Erlebnissen, an Erfahrunge, viel Interessantes und Wissenswertes und auch so manche Anekdoten ausgetauscht. Das alles soll und darf nicht so einfach verloren gehen.

Auch Bilder können viel erzählen. Alles zusammen , gäbe schon ein buntes Bild unserer Rentnergeneration, die gerade jetzt Gefahr läuft, vergessen zu werden. 


Irgendwie wollen wir den Anfang wagen.  

So darf ich einen Anfang machen. 


Im Außendienst war ich immer hautnah an der Lieferantenfront. In dieser Zeit hat sich die OMIRA stetig ausgeweitet. Und stets war ich in dieser Ausweitung unseres Liefergebietes mitten drin. Und darüber darf ich nun in meinem ersten Bericht, den ich bereits meinem Ausscheiden im Jahr 2011 aufgeschrieben habe, beginnen. 


Erinnerungen aus einem Arbeitsleben

Norbert Wilibald  -  1976 - 2011   -   35 Jahre OMIRA



Bericht 1 - OMIRA nimmt eine große Entwicklung

[aufgezeichnet im Jahre 2011 ]


OMIRA im Jahre 1976

Die OMIRA zählte 1976 rund 5.000 Milchlieferanten mit einer Anlieferungsmenge von knapp 240 Mio. kg Milch und rund 50.000 kg pro Betrieb.

Die OMIRA umfasste 240 Liefergruppen, ein Zweigbetrieb in Kisslegg und eine Milchsammelstelle in Osterhofen. Die vielen anderen Zweigbetriebe waren gerade stillgelegt und die Direkterfassung flächendeckend umgesetzt worden. Die letzte Umstellung erfolgte in Aichstetten. 

Die 1. Württembergische Käsereigenossenschaft hatte gerade ihre Produktion von Weichkäse eingestellt.

15 Fuhrunternehmer mit rund 20 Fahrzeugen waren im Einsatz. Dazu kamen noch etwa 12 OMIRA-Sammelwagen. Die Erfassung einer Tour mit 30 bis 100 Bauern mit 14.000 kg Milch dauerte im Schnitt 3 Stunden.

Die Kleinkäsereien Eberle und Bauhofer waren mehr als nur genügsame Nachbarn, und die damals „Vereinigten Käsereien Dürren“ noch sakrosankt und schier unantastbar.

 


OMIRA 2011 einschließlich Rottweil

Heute, das heißt 2011, sind es 2.500 Milchlieferanten mit einer Anlieferungsmenge von 600 Mio. kg Milch. das sind rund 240.000 kg pro Betrieb, also fast das 5-Fache.

Heute erfassen 20 Fuhrunternehmer mit rund 30 Fahrzeugen die Milch. Dazu kommen zusätzlich noch etwa 4 OMIRA-Sammelfahrzeuge. Die Dauer einer Erfassungsstrecke ist deutlich niedriger. Aber die Erfassungsmenge pro Fahrzeug hat sich seither nahezu verdoppelt. 


Aufbruch nach Westen - Milchwerk Sigmaringen

1979 – Das Milchwerk in Sigmaringen wurde geschlossen und die Milcherzeuger sollten nach Balingen verpflichtet werden. Aber die wenigsten wollten nach Balingen. Nach langen und zähen Verhandlungen kommt der hohenzollerische Bereich Mengen, Messkirch, Pfullendorf zur OMIRA.

Die genaue Planung und die noch genauere Einhaltung der Milcherfassung waren ein Muss. 

Dr. Karl Nuber wollte am Neujahrsmorgen 1979 in aller Frühe zusammen mit Alfons Fischer mit dabei sein und von einer Tour auf die andere pendeln können. Wartezeiten gab es für ihn nicht. Umso mehr waren die Bauern von seinem Besuch positiv überrascht und fühlten sich außerordentlich geehrt. 

An diesem bitterkalten Neujahrs-Morgen flossen so manche Schnäpse, wie viele, das wissen die Betroffenen selbst nicht mehr genau.

Und schon regte sich im Westen Unbehagen. Vieles, fast alles war anders, so auch bei den landwirtschaftlichen Verbänden. Alle standen stramm wie eine Mauer, wenn es galt, der schwäbischen Übermacht zu trotzen und ihrem einnehmenden Wesen standzuhalten. Dr. Seeberger vom Landwirtschaftsamt Überlingen, Dr. Fischbach vom Zuchtverband, Dr. Selbherr vom Veterinäramt und insbesondere ein grobschlächtiger Bauernpräsident Arthur Raither aus Neufrach. Manches Vokabular erinnerte an tiefstes Mittelalter. „Bäuerliche Leibeigenschaft“, „Milchpreise der OMIRA sind Kampfpreise“, tönte es aus den Ämtern. Erst eindeutige Milchpreisvergleiche auf dem Amt in Überlingen und in der OMIRA und deutliche Ordnungsrufe aus dem Regierungspräsidium ließen diese Herren etwas ruhiger werden.

Es war nicht so sehr die Auseinandersetzung und das Bemühen um einen guten Milchpreis, es war ein Kulturkampf. „Lieber eine Ratte in der Küche, als ein Schwabe(nkäfer) im Hausgang“, dieser Spruch machte wieder die Runde, oder noch drastischer, es war ein Einigeln gegen die „Schwäbische Pest“.

Aber es gab auch andere Persönlichkeiten, Max Markgraf von Baden. Ich hatte als mitten im Linzgau geborener Badener kein Problem, eine Veranstaltung auch ohne besondere Einladung zu besuchen. Ich kannte ja einige, hatte eine ordentliche Vita, und viele erhofften sich durch die OMIRA eine bessere Zukunft und einen besseren Milchpreis. So konnte ich eigentlich immer sicher sein, zu bestehen. 

Fast alle Hauptamtlichen, gleichermaßen aus Bauern- und Zuchtverbänden oder auch anderen Verbänden, versuchten mich immer wieder aus ihren Veranstaltungen hinauszukomplimentieren. In einem Fall wurde ich bei einer Fleckvieh-Zuchtversammlung vom Zuchtleiter Dr. Fischbach zum Gehen aufgefordert mit der Frage, von wem ich denn eine Einladung hätte? Ich hatte ihm darauf geantwortet, dass diese Einladung von ihm selbst unterschrieben sei.

Dieses Ausklammern der OMIRA konnte der Markgraf als Vorsitzender eben dieses Zuchtvereines Überlingen so gar nicht verstehen. Es ginge doch um den Milchpreis, und die Bauern sollten sich über solche Partner freuen, die einen guten Milchpreis zahlen könnten, und er bat mich dann unbedingt etwas zur Milch zu sagen - zum absoluten Missfallen der Verbandsverantwortlichen. Erhatte offenbar selbst als königlich Badische Hoheit nicht die richtige Sensibilität für die badisch-württembergische Problemzone. Immer wieder, wenn wir uns trafen, war dies sein erstes Gesprächsthema.

Zunächst waren es einzelne Orte. 

Alfons A. aus Lipbach war der erste, der wechselte. Dann erkämpfte sich Leimbach mit einem Lieferboykott den Anschluss an die OMIRA. Buggensegel, Pfrungen, Wangen bei Ostrach und Andere waren weitere Meilensteine. „Der Daimler in der Garage, das sei der Mehrwert durch die OMIRA“.

Mit Max Karrer aus Homberg  als Aufsichtsratsvorsitzender in Radolfzell ging es dann in die Entscheidung. Vor einem aber hatte er und auch viele andere Bauern Respekt. Karl K. aus Wittenhofen. Karl K. war Hauptvertreter des Milchwerkes Radolfzell im Bereich des Deggenhausertales. Er war äußerlich ein ruhiger Mensch, konservativ, verwurzelt und standfest. „An dem geht kein Weg vorbei“, hörte ich Herrn Karrer des Öfteren sagen. Weitläufig verwandt, sprach ich Herrn K. an, bat ihn über diese Sache mit Dr. Nuber zu sprechen und gab ihm einfach die Telefonnummer.Viel mehr haben wir über die OMIRA damals nicht gesprochen. Irgendwie, als habe er bereits darauf gewartet, stand er plötzlich im OMIRA-Sekretariat, und da wusste ich, der Linzgau ist gefallen. 

Es waren nicht mehr nur einzelne Orte, die aufbegehrten, es waren nun auch die gestandenen Bauern, für die Treue zu einem Milchwerk auch in schwieriger Zeit noch etwas bedeuteten.

Über 200 Kündigungen sind dann in kürzester Zeit bei der OMIRA eingegangen. Fast ein wenig frech haben wir, mein ehemaliger Kollege Kapferer und ich, diese Kündigungen höchstpersönlich im Milchwerk Radolfzell abgeliefert. Darüber bin ich heute eigentlich nicht mehr so stolz. 

Aber nicht alle wollten zur OMIRA. Einige gingen zu Bergpracht, auch aus meinem Heimatort. Sie misstrauten den neuen Gesichtern, sie misstrauten jeder Genossenschaft, und sie  wollten einfach keine Beteiligung mehr einbringen. Als diese dann unterschrieben hatten, ruft mich anderntags Herr Geßler, Geschäftsführer der Bergpracht, in aller Frühe an und bittet um Verständnis. Ein kleines Versöhnungszeichen mitten im sogenannten Milchkrieg

 

Albmilch Rottweil

Auch in Rottweil gab es ein zähes Ringen. Da ruft plötzlich ein Herr H. aus Meßstetten bei mir an mit der Frage, „Hat die OMIRA Interesse an meiner Milch?“. Ohne jeden Zweifel habe ich Ja gesagt, „Selbstverständlich hat die OMIRA Interesse“. Später habe ich erfahren, die OMIRA war gar nicht die erste Adresse. Riedlingen war für Gerold H. zu zögerlich. Aus heutiger Sicht ein Glücksfall für alle, für die OMIRA und Gerold H. gleichermaßen.

Im Süden von Rottweil liegt Tuningen. Plötzlich, es war schon nach 18:00 Uhr, erreicht mich Dr. Nuber in Neuhausen ob Eck über Eurofunk: „In Tuningen sei Unruhe. Gehen Sie zu G.“. Von diesem wurde ich in die nahe Gaststätte geschickt, dort würden einige Bauern zusammenkommen. 

Dort kamen aber immer mehr Bauern zusammen, und bald war der Raum zu klein. Kurzerhand haben wir mit dem dort tagenden Gemeinderat die Räume getauscht. Und am Schluss war auch dieser größere Raum mit rund 70 Personen übervoll.  

Die größten Kritiker der OMIRA waren natürlich auch anwesend und saßen in der ersten Reihe. Nur der Einladende war noch zu Hause im Stall. Es wurde eine heiße Veranstaltung. Verträge wurden unterschrieben. Weit nach Mitternacht, es war bereits drei Uhr nachts, standen wir noch auf der Hauptstrasse und diskutierten. Die Letzten waren Herr und Frau M. aus Oberflacht. Ihre Unterschrift in dieser Nacht lag ihnen im Nachhinein noch schwer auf dem Magen.

In einer weiteren Versammlung in der alten Stadthalle in Rottweil brachen dann fast alle Dämme. Über 1.000 Bauern strömten in die überfüllte Halle. An den Wänden entlang und selbst um das Rednerpult drängten sich die Besucher. Man konnte kaum mehr die Arme breit machen.

Der aufgestaute Frust machte sich Platz und eine hitzige Diskussion nahm seinen Lauf. Doch am Ende keimte für viele wieder ein wenig Hoffnung auf, Hoffnung auf eine bessere Zukunft. 

Die Verwaltung der Albmilch Rottweil e.G. entschied sich dann zwischenzeitlich für die Breisgaumilch. Die dortige Geschäftsführung versuchte alles, um die Kündigungswelle in Richtung Ravensburg zu stoppen. 

So mischten sich bei einer Bauernversammlung der OMIRA in Frohnstetten Herr Faller als AR-Vorsitzender der Breisgaumilch und zwei weitere Kollegen hinter einem Pfosten unter die Versammlungsteilnehmer. Der Chef der Breisgau Milch saß derweil im Auto und wartete darauf, dass er in die Versammlung gerufen würde. Er wartete allerdings vergebens. Es dauerte nämlich nicht lange, bis die „ungeladenen Gäste“ erkannt und nachhaltig gebeten wurden, diese Versammlung zu verlassen. 

Noch eine Stunde später bewegten sie sich in der Nähe um den Versammlungsort. Bei einem Rundgang traf ich zufällig wieder auf diese Gruppe. Wir diskutierten lange miteinander. Nur schwer ließen sie sich davon überzeugen, dass sie in dieser Versammlung keinen Zugang mehr erreichen konnten.

 

...... und nach Osten

 

Neuravensburg

1987 wechselt das Allgäu-Milchwerk zur OMIRA. Zu groß waren die Probleme geworden. Im Käsekeller lagen die Käselaibe bis unter die Decke und waren nahezu unverkäuflich. Die Außenrinden waren mit einem dicken Schimmel überzogen. Die Laibe waren regelrecht verklebt. Die Schimmelfäden zogen sich beim Auseinanderbrechen der einzelnen Laibe über 20 cm in die Länge. Diese Laibe mussten bis zur Übernahme am 1. Januar ausgelagert werden und ich durfte oder musste dieses Spektakel auf einigen Bildern festhalten.

Mit dem Allgäu-Milchwerk wechselte auch die Sennereigenossenschaft Eglofs. Deren Verarbeitungsbetrieb in Eglofs wurde geschlossen.

Auch dort hatten sich rund 20 Betriebe bereits vorher der OMIRA angeschlossen. Eine „Nacht- und Nebelaktion der OMIRA“ sei das gewesen, grollen noch manche. 

Die Milcherfassung stand dann schnell im Mittelpunkt. Zu unterschiedlich waren die Bedingungen, unter denen hier erfasst wurde. Es gab hier nahezu keinen Betrieb, der nicht direkt erfasst wurde.

Wir, meine Kollegen Mink und Brunner und ich versuchten uns ein klares Bild zu machen. Wenn schon eine liebgewordene Erfassung nicht zu ändern war, dann mussten diese Betriebe eben einen Tribut liegen lassen. Ein Stoppgeld wurde eingeführt.

Diese Aktionen waren in diesem Gebiet außerordentlich umstritten und wurden heftig diskutiert. Schließlich wurde diese Regelung nach einer empfindlichen Kündigungswelle wieder einkassiert und zurückgenommen. 

 

Österreich  -  Rheintal und Möggers

Aufbruch in Europa. Neue Länder streben in die EU, so auch Österreich. Mit dem Start wird zunächst vieles anders, nur nicht besser. Die bisher erfolgreichen Vermarktungs- und Handelswege bei der Milch wurden über Nacht gekappt, und die Milcherzeugerpreise brachen über 10 Schilling ein. Es gab nur wenige Alternativen.  Konzentration, Veredelung oder der direkte Weg nach Deutschland. Der letztere Weg war unerwünscht, weil es die Politik in Bregenz nicht wollte. 

Und trotzdem gab es viele Gespräche über die Grenze hinweg. In Hörbranz, Sulzberg und Langen bis fast hinauf zum Pfändergipfel hatte ich alle Betriebe besucht. In Langen war bereits eine 2-tägige Milcherfassung besprochen. Was bei fast allen anderen Bereichen, wie Müllabfuhr reibungslos funktionierte, durfte bei der Milch nicht sein. Vorarlberger Milch durfte unter keinen Umständen über die Grenze nach Deutschland. Dafür war sich kein Politiker und kein Verbandsfunktionär zu schade, allen voran Landesrat Erich Schwärzler, sowie Verbandsfunktionär Josef Moosbrugger.  

Am Schluss setzten sich die Bauern im Rheintal und in Möggers über all diese nahezu unüberwindlichen Hindernisse hinweg. Stellvertretend seien hier Elisabeth M. aus Koblach und Manfred H.aus Möggers genannt. Ohne Ihre Hartnäckigkeit und ohne ihren unbändigen Willen wäre dieser Wechsel nicht erreichbar gewesen. 

Am 1. April 2001 passierte der Sammelwagen der OMIRA zum ersten Mal die Deutsch-Österreichische Grenze am Pfändertunnel. Die Erfassung verlief reibungslos und alle Beteiligten waren erleichtert. 

9 Monate später war auch Möggers dran.

In der Folge entwickelte sich ein gutes Miteinander aller Betroffenen. Die Zusammenarbeit zwischen der Milchuntersuchungsstelle in Dornbirn, der Landeskammer Bregenz und der OMIRA funktionieren bis heute einwandfrei.

So konnte ich 2010 beim 10 jährigen Jubiläum doch sehr viel Stolz und Freude über diesen schwierigen und schließlich erfolgreichen Weg mit nach Hause nehmen.

 gez.: Norbert Wilibald

Ende des 1. Berichtes 


Bericht 2 - OMIRA im Milchstreik


Milchlieferstreik

Es war etwa 4:00 Uhr in der Frühe, als das Telefon klingelte. Der Milchstreik hatte begonnen. Lange diskutiert, nun war er da. Gerade im OMIRA-Hof angekommen, tauchten schon im Dunkel die ersten bekannten Gesichter auf. „Muss das sein“, fragte ich in die Runde. „Ja, das muss sein“, kam prompt die Antwort. Die Fronten waren also geklärt. Überall standen die Traktoren und besonders die bekannten Eingänge waren verstellt.

Auch ein Sammelwagen stand am Eingang, es gab kein Vor und kein Zurück. Die Milch war dem Verderb ausgeliefert.

In aller Eile wurden die Sammelfahrzeuge informiert, um ein weiteres zusätzliches Chaos zu vermeiden. Immer mehr streikende Milcherzeuger, auch nichtstreikende, Presse, Polizei und zunehmend auch Schaulustige waren vor der OMIRA versammelt. Vor 7:00 Uhr dann die erste Diskussion. Dr. Wolfgang Nuber stellte sich den Streikenden. Engagiert und mutig wurden die Standpunkte ausgetauscht. Ein kleiner Funke, ein falsches Wort hätte ausgereicht, die Situation eskalieren zu lassen.

Und am Telefon die vielen Hilferufe aus den verschiedensten Familien. Väter konnten sich der Tränen nicht erwehren, ein Milchstreik ihrer Söhne, für sie einfach undenkbar. Und dann waren auch die, die entschieden und unmissverständlich auf die Erfassung, Verwertung und die Bezahlung ihrer Milch pochten.

Das alles war fast nicht zu schaffen. Auf der einen Seite die Sorge um die Existenz ihrer Höfe und ihre gefühlte Ohnmacht und auf der anderen Seite die Sorge und die Verantwortung für Verarbeitung und Erhaltung der schwierigen Märkte. Und doch, gerade in diesen Stunden, wo fast nichts mehr gehen wollte und doch etwas geschehen musste, siegte die Vernunft.

Zwischen beiden Seiten gab es über den ganzen Tag hin ständige Gespräche, bisweilen harte Gespräche. Diese schafften letztlich das erforderliche Vertrauen zueinander und auch ein wenig Verständnis füreinander. In diesem Klima konnten anderntags erst einzelne Sammelwagen wieder auf die Strecke gelassen werden, um eine Grundversorgung zu gewährleisten. Von Stunde zu Stunde wurden es immer mehr, weil der Druck der lieferwilligen Betriebe einfach übermächtig wurde und schwerwiegende Klagen angedroht wurden.

Dieser Spagat konnte nur in einer klaren und harten, aber doch vertrauensvollen Auseinandersetzung gelingen. Dass dies gelungen ist, ist ein Verdienst beider Seiten.

Es ist ein Verdienst des engagierten Geschäftsführers Dr. Wolfgang Nuber, der sich zu jedem Zeitpunkt der Diskussion stellte und auch der Hauptverantwortlichen des Streikteams, den Herren K. und G., die den Gesprächsfaden nicht abreißen ließen.

Als dann am zweiten Streiktag abends die Abschlusskundgebung begann, rollten die ersten vollen Sammelwagen, einer nach dem andern, zur Abtankung in den OMIRA-Hof. Bis 1:00 Uhr nachts waren es sicher 500.000 Liter Milch.

Und all diese Milch war freiwillig geliefert worden. Noch um 20:00 Uhr zeigte sich ein Streikverantwortlicher sichtlich gereizt, als er die neu ankommenden Sammelwagen sah. Ich habe ihm nur eines sagen können, „Das ist die andere Seite der Medaille, das sind die anderen 50 % der Betriebe, die diesen Streik nicht mitgetragen haben und ihre Milch unbedingt abliefern wollten oder vielleicht sogar mussten.“

 Diese Auseinandersetzung hat Spuren hinterlassen, aber auch gezeigt, dass es bei aller Härte immer auch einen Weg gibt.


Fortsetzung ....... 


Anmerkung: 

Wie gewonnen, so zerronnen. Dieser Blick von heute macht traurig.

Und trotzdem, ich bin auch heute noch stolz auf diese Entwicklung, die unsere OMIRA in dieser Zeit genommen hatte. Und ich bin stolz, dass ich hierzu sicher einen beträchtlichen Anteil beitragen konnte. 

Aber all dieser Erfolg war auch nur möglich, weil hinter dieser Arbeit ein schlagkräftiges Unternehmen stand. 

Und das waren gerade unsere Altvorderen, unsere Rentnerkollegen, die an verantwortungsvollen Posten für eine hervorragende Verarbeitung und Vermarktung der Anlieferungsmilch zu besten Produkten und gleichzeitig für eine solide finanzielle Basis des Unternehmens sorgten.

Und dafür dürfen wir alle sehr stolz sein. Dies kann uns keiner mehr nehmen und auch nicht der "neuen Zeit" geopfert werden und vergessen machen.